Im prinzip für jeden gelernten Landwirt wenig neues. Auf ein paar Sachen die mich in dem Zusammenhang interessieren würden, geht das Video jedoch nicht ein:
Es wird gesagt und gezeigt, wie eine Artgerechte Pferdeweide aussehen müsste. Nämlich Steppengrasbestand. Viel laufen, viel suchen, viel kauen weil hoher Rohfaseranteil. Ok - das sehen wir genau so. Doch wie deckt sich das, mit dem mehrmaligem Mulchen?
Wir lassen unsere Pferde in der Regel erst auf die Koppel, wenn die Haupt Gräserblühte vorbei ist. Also ab Ende Mai meistens. Dann hab ich da einen Grasbestand, der dem Steppengras zumindest im Rohfasergehalt sehr nahe kommt. Man sieht es auch, das die Pferde mehr suchen und länger kauen - ist doch das was alle wollen, oder?
Wie soll das gehen, wenn ich meine Koppeln nun 2-3 mal im Jahr mulche? Ich weiß ja nicht wie schnell bei euch das Gras wächst, aber auf unseren oft von Sommertrockenheit geprägten mittleren bis schweren Standorten, bekomm ich bei 2-3 maligem Mulchen keinen adulten Grasbestand mehr hin. Im Gegenteil, ich habe dann quasi ständig junges Gras, im Sommer womöglich gar keines, der Trockenheit wegen, zumal beim Mulchen bekannter maßen das Gras abgeschlagen/abgerissen wird und nicht geschnitten, es dadurch größere Verletzungen gibt und der Bestand schlechter wieder wächst, als wenn ich mit einem Doppelmessermähbalken gemäht hätte.
Erklär mir einer, wie das zusammen gehen soll. Erklär mir das einer mit - wie war das? 30 Pferden auf 4 ha Weide, 6 Monate im Jahr. Wie meint man da, den Rohfaseranteil zu halten, wie vermeidet man da Fructose reiches Streßgras? Wird doch immer wieder von einem Kreislauf gesprochen, muss also funktionieren.
Zweiter Frage zum Plocher-Bräu. 100ml/ha Aufwandmenge. Ok. Ich muss es also in Wasser lösen um auf ausbringbare 50-100l/ha zu kommen. Dazu wird im Video leider nichts gesagt. Weiß da wer Bescheid?
Für die Mistrotte, brauch man kein Plocher. Ich muss mal heut Abend meine Frau fragen, wir hatten uns mal Würmer schicken lassen, für einen zu groß gewordenen Komposthaufen, mit hohem Holzanteil der über Jahre nicht verotten wollte. Wir haben da etwas Pferdemist drauf gepackt, die Würmer drüber, noch mal bisl Pferdemist und nach nem guten halben Jahr war das Thema erledigt, der Haufen war komplett Erde geworden. Hätten wir den Haufen weiter "gefüttert" mit Schnittgut, wären uns die Würmer nicht "verhungert". Ich war hier zu Anfang sehr skeptisch, muss aber sagen das ich nach dem Experiment vor Ort schwer beeindruckt war. Daher halte ich den Ansatz mit den Würmern, für konsequent und klever - ohne Plocher Mittelchen immer wieder zukaufen zu müssen. Denn die Würmer bleiben einem erhalten, solange man ihnen Arbeit, ich meine Futter, gibt. Wichtig war hier aber wie im Video auch, das genug Luft ran kommt und die Sonne den Haufen erwärmen kann, ohne das der Haufen überhitzt, was bei Fäulnis ja schnell passieren kann.
Wie man einen solchen Haufen dann dem Amt als Kompost und nicht schädlich verkaufen kann, würde mich ernsthaft interessieren. Denn die Mistlagerung ist sicher für viele eines der Hauptprobleme.
Das ich den abschließend verrotteten Mist gefahrlos auf die Koppeln ausbringen kann, ist klar und ne prima Sache.
Zur Schadverdichtung von Böden gibts nicht viel hinzu zu fügen, außer das sich da wohl jeder Land- oder Pferdewirt wohl selbst mal kritisch überprüfen sollte.
- kauf ich lieber billige Diagonalreifen, die ich mit relativ hohem Luftdruck fahren muss oder geb ich etwas mehr Geld für Radialreifen aus, welche die gleiche Maschine dank niedrigerem möglichem Luftdruck viel schonender über die Wiesen bringt. Passe ich den Luftdruck Einsatz bedingt tatsächlich an, oder fahre ich nicht doch oft mit dem höchst nötigem Druck aus Bequemlichkeit?
- Fahr ich zum Gras mähen oder Heu wenden/schwaden den Frontlader lieber spazieren, statt ihn ab zubauen weil es bequemer ist?
- Wenn ich das Heu von der Wiese hole, dann mit Anhängern mit Niederdruckreifen, oder mit den 30 Jahre alten Pneumant Straßenreifen, weil sie noch drauf sind und Luft halten?
- Wie groß muss meine Technik wirklich sein? Bei meinen Maschinenkäufen spielt das Gewicht der Maschinen eine große Rolle, kenne aber genug denen das Schnurz egal ist.
Wir haben zwischen unseren Minikoppeln Weidegänge angelegt von etwa 3m Breite. Dort laufen, galoppieren die Pferde das ganze Jahr drüber. Kein Bewuchs. Sollte also hochverdichtete Steppe sein. Worst case.
Nun haben wir dieses Jahr auf den Laufwegen mal 2 Lagen Kunstrasen ausgelegt. Ich war bisher wenig begeistert davon. Aber die ersten Monate scheinen mich eines besseren zu belehren:
- da wo der Kunstrasen nur einlagig liegt, sah man nach nur 4 Wochen massig Regenwurmkothaufen. Die Regenwürmer haben es sich also im eigentlich ja toten Boden unter den Matten gemütlich gemacht und graben diesen nun um. In der Folge steht bisher auf den Laufwegen nicht wie sonst üblich um diese Jahreszeit, kein Wasser, kein Schlamm.
Abgesehen von der Schinderrei beim verlegen, auch eine interessante Sache für spezielle Fälle wie Reitplätze und Laufgänge die überbeansprucht werden.
Reicht erst mal als meine 50 Cent zum Thema und dem Video. Interessantes Thema alle mal.