Frage Kippzylinder bleibt hängen - Kipper senkt sich nicht mehr

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Hallo zusammen,

ich hatte am Samstag noch etwas Erde auf dem Kipper und wollte diese kurz abkippen. So weit alles normal - Kipper fährt nach oben - aber dann nicht mehr runter.
Hab's dann mit Zug und Druck versucht also 4t Spanngurt zwischen Pritsche und Rahmen und angezogen und Radlader mit vollem Gewicht auf die Pritsche gestützt - senkt sich nicht ...

Der Kipper ist ein Ifor Williams 3,5t Kipper, der einen 4-stufigen, einfachwirkenden Hydraulikzylinder hat - ausgefahren ca. 2,5m, 80Kg und ca. 9l Ölvolumen ...

Zunächst hatte ich den Traktor im Verdacht - dort war aber alles in Ordnung - kurz mit dem anderen, doppelwirkenden Steuergerät getestet und auch das einfachwirkende Steuergerät kurz mit einem anderen Anbaugerät getestet ... alles bestens.
Stutzig gemacht hat mich aber warum ich den Schlauch trotz Druck so einfach an und abkuppeln konnte.

Also als nächstes den mittigen Absperr-Stift am Hydraulikstecker von Hand eingedruckt - kein Druck drauf, kein auslaufendes Öl trotz dem Gewicht der Ladefläche auf dem Kippzylinder.

Dann die Kipperpritsche mit dem Radlader + Stütze gesichert damit ich darunter arbeiten kann und den Hydraulikschlauch direkt am Zylinder abgeschraubt - kein Öl und hier müssten jetzt eigentlich 9 Liter austreten.

Nachdem ich sichergestellt habe, daß keine blauen Pillen im Öltank sind und es sich nicht um eine "schmerzhafte Dauererektion" handelt ging die Suche weiter (ohne den nötigen Humor müsste man sich gerade über so einen Mist aufregen) ...

Also Zurrgurt und Radlader wieder "auf Druck gebracht" und einen Tag gewartet. Der Kipper hat sich ca. 15 cm gesenkt - Spanngurt ist schlaff ... was dann ausreichte um den Zylinder auszubauen.
Der ist in oben und untern mit jeweils einem Bolzen befestigt und unten ist natürlich noch der Schlauch.
Den Schlauch habe ich dran gelassen und permanent in einem leeren 10L Ölfass gehabt. Falls das Öl doch schlagartig ausläuft ist das wenigstens aufgefangen.

Natürlich wurde durch Unterleghölzer beim Ausbau peinlichst darauf geachtet, daß die Zylinderlaufbahn nicht verkratzt wird.

Dann habe ich zunächst bei liegendem, ausgefahrenem Zylinder und Ölanschluß oben den Schlauch und die Verschraubung abgeschraubt und fand darin eine Art Madenschraube mit Löchern. OK eine "Senkdrossel" - verdreckt, verstopft oder defekt war mein Gedanke. Also gerade Sicherungsringzange in die Löcher und das Ding raus drehen.

Was ich fand war aber das hier: eine Rohrbruchsicherung:

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Bildquelle: Ventil für RBS Rohr- und Schlauchbruchsicherung (https://www.indunorm.de/InduShop/kugelhahne-und-ventile/rohr-und-schlauchbruchsicherung-rbs/ventil-fur-rbs-rohr-und-schlauchbruchsicherung)

Im Prinzip eine Madenschraube mit Löchern und einem Gewinde in der Mitte. Im Gewinde ist eine M2 !!! Schraube mit einer Feder die eine Stauscheibe auf Abstand hält. Unten ist eine Sicherungsmutter. Platzt Rohr oder Schlauch wird die Feder durch den schlagartigen Druck zusammengedrückt und die Stauscheibe verschleißt die Bohrungen.

Das Problem was also, daß sich die Sicherungsmutter gelöst hat und die M2-Schraube immer weiter in Richtung "zu" gewandert ist bis die Stauscheibe schlußendlich die Bohrungen verschlossen hat. Durch den Hydraulikdruck wurde also Öl rein gepresst, konnte aber nicht wieder selbst zurücklaufen (einfachwirkend eben).

Also alles kurz zerlegt und gereinigt - die M2 Schraube mit Feder so eingestellt, daß zwischen Löchern und Stauscheibe ca. 2-3mm Platz ist - die Sicherungsmutter wieder korrekt befestigt - und alles wieder eingebaut.

Kipper geht wieder perfekt. Da ich via Google kaum Treffer zum Problem fand und ein festgefressener oder undichter Hydraulikzylinder ausgeschlossen war dachte ich vielleicht sollte das mal in einem gut aufzufindenden Forum dokumentiert werden.

Plan B und C wären also noch:
-> Schraube, Feder und Stauscheibe weg lassen - dann wirkt die Madenschraube mit den Löchern immer noch als eine Art Senkdrossel.
-> Das ganze Teil weg lassen - dann würde sich der Kipper schneller heben und senken aber auch mit hoher Geschwindigkeit an die Anschläge knallen.

Tips:
-> Auf die Zylinderlaufbahn achten - immer etwas "nicht kratzendes" wie Plane oder Holz drunter legen - nicht direkt auf Metall legen.
-> ich habe den Zylinder ausgebaut via Spanngurt komplett zusammen gezogen - einmal um das alte Öl raus zu bekommen und auf Späne oder Dreck zu untersuchen und auch damit der Einbau und das Entlüften besser geht.
Dabei auf Öl-Sauerei achten. Durch die Bewegung der Ratsche spritzt das Öl aus der Bohrung und zwar ganz schön heftig.
-> Bolzen vor dem Wiedereinbau schön schmieren und auch die Zylinderlaufbahn verträgt ein klein wenig Schmierung von außen - innen macht das ja das Öl. "Mannol White Grease" aus der Spraydose macht hier einen guten Job.

... und wie das Leben so spielt eine beknackte M2 Schraube für ein paar Cents legt großes Gerät lahm und beschäftigt einen über Stunden.
Mal abgesehen davon, daß ich so ein windiges Mini-Schräubchen dort nie vermutet hätte. Sowas ist aus meiner Sicht nur zum halten des Batteriefachs an der Fernseher-Fernbedienung geeignet ...

Grüßle aus dem wilden Süden Micha
 

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